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Bio-Einkauf: Qualität und Geschmack

Bio ist in aller Munde: Ökologisch produzierte Waren finden sich nicht nur in reinen Naturkostläden und auf Märkten, sie haben inzwischen Supermärkte und Discounter erobert. Doch was zeichnet Bioprodukte überhaupt aus, worin unterscheiden sie sich von konventionellen Waren, ist Bio drin, wenn Bio draufsteht und was garantieren die Bio-Siegel?

Woher kommen meine Lebensmittel?

Frisches Gemüse
Frisches Gemüse
© © Serggavrilov

Bio ist mehr als ein Lifestyle-Trend - der Konsum an ökologisch angebauten Produkten steigt stetig. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Bioware schmeckt in vielen Fällen besser, enthält weniger Schadstoffe als konventionell produzierte Erzeugnisse und schont durch sein nachhaltiges Landbausystem Natur und Umwelt - und bietet dem Verbraucher Transparenz bei Produktion und Herstellung. Doch welche Kriterien müssen Lebensmittel eigentlich erfüllen, um das staatlich kontrollierte Bio-Siegel, das seit 2001 Biowaren kennzeichnet und den Richtlinien der EU-Öko-Verordnung 2092/91 unterliegt, zu erhalten?

Von Körnern und Reformen

Der grundlegende Gedanke der Ökologischen Landwirtschaft ist ein sich selbst regenerierendes Kreislaufsystem, das Boden, Wasser, Tiere und Pflanzen in Bezug zueinander setzt, nutzt und verwertet. Die ersten Ansätze des Ökologischen Anbaus finden sich in der Lebensreformbewegung der 20er Jahre, die als Gegenentwurf zur immer schneller voranschreitenden Industrialisierung, eine sich selbst versorgende, unabhängige hochwertige Landwirtschaft propagierte. In den 40er Jahren griff die Schweizerische Bauernheimatbewegung die Idee des eigenständigen ökologischen Landbausystems auf, die ersten deutschen Anbauverbände schlossen sich in den 50er Jahren zusammen.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen der dynamisch-biologischen und der organisch-biologischen Landwirtschaft. Erstere bezieht sich auf die antroposophischen Grundsätze Rudolf Steiners. Steiner betrachtete die Landwirtschaft als eigenständigen Organismus, der sich im Zusammenspiel vom Mensch, Tier, Pflanze und Kosmos ganzheitlich entwickelt und betrieben wird - Pflanzen und Nutztierhaltung müssen dabei miteinander kombiniert werden. Der Anbauverband Demeter vertritt seit über 80 Jahren die dynamisch-biologischen Richtlinien, die weit über die Anforderungen der staatlichen Bioverordnung hinausgehen.

Landwirtschaft: organisch-biologische Wirtschaftsweise

Apfelbaum
Apfelbaum
© © Anton Prado PHOTO

Die Richtlinien der organisch-biologischen Anbauverbände, die in den 60er Jahren immer mehr Zuspruch bei den Landwirten fand, unterliegen sozialen, ökonomischen und vor allem ökologischen Grundsätzen, die innerhalb der einzelnen Anbauverbände unterschiedlich geregelt sind. Die Verbände halten strengere Richtlinien ein, als die EU-Bio-Verordnung vorgibt, regelmäßige Kontrollen garantieren die Einhaltung der Grundsätze. Zu den Pionieren des biologischen Anbaus gehören BiolandBioland- ein Verband, der sich seit Anfang der 70er Jahre für kontrollierte Produktion und Herstellung einsetzt, wie zum Beispiel strikte Verarbeitungsrichtlinien für Milch- und Getreideprodukte - oder Naturland, die auch Fair Trade Standards fest schreiben. Um die Qualität von Bio-Lebensmitteln international vertreten zu können, wurde 1972 die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) ins Leben gerufen, die weltweit über 750 Verbände umfasst.

Ohne Gentechnik

Ökologischer Landbau verbietet Gentechnik, verzichtet komplett auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel und auf mineralische Stickstoffdünger. Stattdessen werden tierische und pflanzliche Abfallstoffe zum Düngen genutzt und Leguminosen (Hülsenfrüchtler wie Klee, Erbsen, Bohnen ...) gepflanzt, die auf natürliche Art den Stickstoffgehalt des Bodens aufrecht erhalten. Eine vielseitige Fruchtfolge (ein Acker wird in regelmäßigem Wechsel mit unterschiedlichen Pflanzen bepflanzt) verhindert auf natürliche Art einen zu starken Befall von Schädlingen, Pilzerkrankungen und Unkraut. Von den zugelassenen 300 Zusatzstoffen, die konventionellen Lebensmitteln zugesetzt werden dürfen, sind nach der EU-Öko-Verordnung nur 26 in Bioprodukten zulässig, um Geschmack, Aussehen und Konsistenz zu optimieren.

Frische Luft und viel Platz für Tiere

Kühe auf einer Wiese in Schleswig Holstein
Kühe auf einer Wiese in Schleswig Holstein
© © Todd Klassy

Zertifizierte Biohöfe garantieren Fleisch aus artgerechter Tierhaltung: Rinder, Schweine, Hühner und Co. erhalten ausreichend Auslauf, frische Luft, Licht und Biofutter. Absolut tabu sind Käfighaltung, Betonböden sowie das Zufüttern von Hormonen oder Wachstumsmitteln und das prophylaktische Spritzen von Medikamenten - Biotiere dürfen erst bei Eintritt einer Erkrankung medizinisch behandelt werden. Tiere von Biohöfen haben in der Regel eine doppelt so lange Lebenszeit als Tiere aus konventioneller Tierhaltung, die in kürzester Zeit eine möglichst höhe Menge Fleisch erbringen sollen.

Konventionelle Höfe, die auf Bioproduktion wechseln, haben eine zweijährige Umstellungsphase zu durchlaufen, bevor ihre Produkte das Bio-Siegel erhalten.