Böden und Klima im Bordelais
Die Region um Bordeaux ist mit 120 000 Hektar Rebfläche das größte Weinbaugebiet Frankreichs. Rund sechs Millionen Hektoliter Wein werden hier im Jahr produziert, etwa 85 % davon sind Rot- und Roséweine. Hinzu kommen trockene und liebliche Weißweine, Clairetweine (leichte Rosé- und Rotweine) sowie Schaumwein, der Crémant de Bordeaux.
Das Bordelais liegt auf dem 45. Breitengrad und damit in einer äußerst günstigen Klimazone: Ausreichende Niederschläge, jede Menge Sonne und frostarme Winter sind die Basis gut reifender Weinreben. Hinzu kommt die warme Atlantikströmung. Dichte Kiefernwälder schützen das Bordelais vor den kräftigen Ozeanwinden.
Der Boden bestimmt den Mineralstoffgehalt eines Weins und im Zusammenspiel mit Klima und Weinbaumethoden wirkt er sich auf Wuchs, Ertrag und Qualität der Trauben aus. Die Bodenbeschaffenheit der Weinbaugebiete des Bordelais fällt sehr unterschiedlich aus. Das Gebiet links des Flusses Garonne, das Médoc, kann dank seines aus Kies, Kiesel und Sand bestehenden Bodens viel Wärme speichern, was bei gutem Klima eine intensive Reifung der Trauben ermöglicht. Die Böden rechts des Flusses Dordogne (Gebiete Saint Émilion, Pomerol und Fronsac) sind in unterschiedlichem Maße aus Ton, Kalk, Sand und Kies zusammengesetzt. Sie speichern jede Menge Wasser, das durch die durchlässigen Hänge abläuft und eine gewisse Bodenfeuchtigkeit garantiert. Das so genannte Entre-Deux-Mers - das Gebiet zwischen den beiden Flüssen - besteht aus kühlen, feuchten und kalkhaltigen Tonböden. Diese Böden ermöglichen einen tiefen Wuchs der Rebwurzeln, konzentrierte Erträge an Trauben und bilden die Grundlage für Weine mit hohem Mineralgehalt.
Weinkunst: Assemblage und Weinausbau
Traditionell werden Bordeaux Weine mit der Methode der Assemblage hergestellt, das heißt es werden mindestens zwei bis maximal fünf unterschiedliche Rebsorten zu einem Wein gemischt. Während der Gär- und Kelterungsprozesse werden die Trauben sortenrein verarbeitet und verkostet. Die Herausforderung für die Qualität des Jahrgangs liegt in der anschließenden ausgewogenen Kombination der Trauben, die dem jeweiligen Wein seinen besonderen Stil verleihen.
Für die Qualität und das Aroma eines Bordeaux Weines spielt neben der Assemblage der Weinausbau eine entscheidende Rolle. Bordeaux Rotweine lagern sechzehn bis achtzehn Monate in Edelstahl-Bottichen oder Eichenholzfässern, den so genannten Barriques. Während dieser Zeit klärt sich der Wein durch biochemische Prozesse. Ein wesentlicher Qualitätsfaktor ist dabei, dass der Wein nicht zu stark mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Während des Ausbaus erhalten die Weine ihre Reife und klären sich. Trübstoffe, die die Qualität mindern könnten, werden entfernt.
Die wichtigsten Rebsorten des Bordeaux
Eine der häufigsten Rebsorten für Bordeaux Rotweine ist Merlot. Eine früh reifende Sorte, die entscheidend für den Alkoholgehalt, die Farbe und die Samtigkeit des Weines ist. Cabernet Sauvignon, die zweithäufigste Rebe in der Region sowie Cabernet Franc liefern feine Aromen und sorgen für eine gute Lagerfähigkeit des Weins. Weitaus seltener werden Cot (Malbec) und Petit Verdot unter den Rotweinen verschnitten.
Bei den weißen Sorten spielt Sémillion die wichtigste Rolle, vor allem für die Likörweine der Region. Es folgen Sauvignon Blanc, eine sehr zuckerhaltige Traube, und Muscadelle.
Bordeaux Weinbaugebiete und Appellationen (AOC)
Eine Orientierung durch die Vielfalt der Bordeaux Weine geben die Appellationen (Appellation d’Origine Contrôlée, AOC). Im Bordelais lassen sich an einem System von über 50 Appellationen Herkunft, Qualität, Charakter und Prestige der Bordeaux Weine und der produzierenden Châteaux ablesen. Vor allem kleinen Anbaugebieten wird hohe Qualität zugesprochen.
Alle Rot- und Weißweine des Départements Gironde dürfen ihre Weine mit der Appellation Bordeaux und Bordeaux Supérieur versehen, unabhängig von ihrer Verschiedenartigkeit, die von den diversen Terroirs und der Assemblage abhängt.
Eines der wichtigsten Weinbaugebiete im Bordeaux ist das Médoc, das sich über 80 km zwischen der Atlantikküste im Nordwesten und der Girondemündung erstreckt. Im Médoc werden ausschließlich Rotweine hergestellt, vor allem aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Zu den bekanntesten kommunalen Appellationen gehören Margaux, Mouis, Listrac, Saint Julien, Pauillac, Saint-Estephe, Médoc und Haut-Médoc.
Südöstlich des Médoc liegt das Weinbaugebiet Graves, das eine ähnliche Bodenstruktur aufweist, die aber unterschiedlich dick und sandiger ausfällt. Neben den kräftigen Rotweinen aus dem Norden ist Graves vor allem für seine weißen Likörweine Sauternes und Barsac bekannt, die sich durch eine eigene Klassifikation auszeichnen. Zu den bekanntesten AOCs der Region gehören Graves (trockene weiße und rote Weine), Graves Supérieurs (weiße Süßweine) sowie für weiße Likörweine Sauternes, Barsac und Cérons.
Um die Stadt Libourne am rechten Ufer der Dordogne liegt die Appellation Saint-Émilion-Pomerol-Fronsac, die die drei Weingebiete Pomerol, Saint-Émilion und Fronsac umfasst.
Rechts der Gironde Trichtermündung finden sich die Weinberge der Côtes (Ufer), die extrem unterschiedlich ausgeprägt sind. Die bekanntesten der 11 hier ansässigen Appellationen stellen Côtes de Bourg für Rot- und trockene Weißweine und Blaye für trockene Weißweine dar. Die Premières Côtes de Bordeaux aus dieser Gegend zeichnen sich durch ihre intensive Farbe und Feinheit aus.
Entre-Deux-Mers ist das weitläufigste Weinbaugebiet des Bordeaux und erstreckt sich zwischen den Flüssen Dordogne und Garonne. Die Region ist für ihre frischen fruchtigen Weißweine bekannt, erzeugt aber auch Rot- und Roséweine sowie neben den typischen trockenen Weißweinen auch liebliche, wie beispielsweise den "Bordeaux-Haut-Benauge".
Die Klassifizierungen der Bordeaux Weine
Die Klassifizierungen der Bordeaux Weine beziehen sich entweder auf eine einzelne Appellation oder eine Teilregion. Nur so kann den extrem unterschiedlichen Böden der einzelnen Weingüter Rechnung getragen werden.
Die erste offizielle Klassifizierung von Bordeaux Weinen fand zur Pariser Weltausstellung 1855 statt. Diese umfasst Rotweine des Médoc, einen Roten aus der Graves-Region sowie Likörweine aus Sauternes und Barsac. Doch bereits zuvor galten die so genannten "Grand Crus“ und die "Crus Classé“ der Châteaux Haut-Brion, Margaux, Lafite und Latour als Spitzenweine. Entscheidend für die Qualität der Weine ist die Lage der Rebstöcke (Crus), die Rebsorte (besonders die ertragarmen, ausgewählten Rebsorten einer kleinen Appellation stehen für hohe Qualität), der Jahrgang, aber auch das Ansehen des Châteaux. So gehört der Rotwein des Château Pétrus zu den hochwertigsten Bordeaux Weinen, ohne das es im Anbaugebiet Pomerol eine Klassifizierung für die Weine gibt.
Die Klassifizierung der Médoc-Rotweine besteht aus fünf Crus-Abstufungen, wobei zu den "Prémiers Crus" die Weine der Châteaux Haut-Brion, Lafite-Rothschild, Latur, Margaux und des Château Mouton-Rothschild, welches als einziges Weingut 1973 in der Klassifizierung hochgestuft wurde, zählen. Es folgen weitere Klassifizierungen bis zu den "Cinquièmes Crus". Häufig geben die Châteaux auch Zweitlinien heraus, die weitaus günstiger sind, da sie aus jüngeren Sorten bestehen.
Die weißen Likörweine aus Sauternes und Barsac sind in Premiers Crus und Deuxiéme Crus aufgeteilt. Der einzige Wein, der hier die Klassifikation "Premier Crus Supérieur" trägt, ist der edelsüße Weißwein des Château d’Yquem.
Des Weiteren besitzt Graves seit 1953 eine Klassifizierung roter und weißer Crus Classé. Saint Émilion klassifiziert Premier Grand Crus Classé A und B sowie Grand Crus Classé.