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Urbaner Gartenbau

Immer mehr Stadtbewohner nutzen ihren Lebensraum als Spielwiese zum gemeinsamen Gärtnern: Urban Gardening verbindet ökologische Ideen mit der kreativen Begrünung freier Flächen.

Landleben in der Stadt

Was nicht passt, wird passend gemacht: Gemüsebeete in Holzkisten
Was nicht passt, wird passend gemacht: Gemüsebeete in Holzkisten
© Laura Stone

Ob Sehnsucht nach Landleben, Lust auf regionales Bio-Gemüse oder einfach nur Spaß an der gemeinsamen Gartenarbeit mit den Nachbarn: Die Gründe, die immer mehr Städter dazu bewegen, ihre Freizeit in urbanen Gartenprojekten zu verbringen, sind vielseitig. Vom weitläufigen Dachgarten in New York City bis zur bepflanzten Verkehrsinsel in Hamburg auf St. Pauli hat sich der Trend des Urban Gardening über den ganzen Globus ausgebreitet. Doch wie gärtnert man eigentlich ohne eigenen Garten?

Kräuter aus Tetrapaks, Radieschen aus Autoreifen

Wenn es ans Anlegen kleiner Beete geht, ist kreatives Recycling gefragt: Blattsalate, Radieschen oder Erdbeeren gedeihen hervorragend in ausgedienten Kleiderschränken oder umfunktionierten Autoreifen. Kleine Gewächse wie Gartenkräuter finden ihren Platz in alten Schuhen oder aufgeschnittenen Tetrapaks. Mit ein wenig handwerklichem Geschick können Häuserwände mit Rankengewächsen begrünt werden, und mit den richtigen Kulturen können in alten Jutesäcken Pilze gezüchtet werden. Viele Stadtgärtner frönen ihrem Hobby in gemeinsam bewirtschafteten Projekten, wodurch ein reger Wissensaustausch stattfindet.

Die Berliner Prinzessinnengärten

Recycelter Bauschutt dient Stadtgärtnern als Kräuterbeet
Recycelter Bauschutt dient Stadtgärtnern als Kräuterbeet

Das wohl bekannteste Urban Gardening Projekt in Deutschland befindet sich im Herzen von Berlin: In den Kreuzberger Prinzessinnengärten wird seit 2009 eine Fläche von 6000 Quadratmetern bewirtschaftet, die zuvor brach lag. Vom interessierten Laien bis zum Gartenprofi ist jeder eingeladen, sich an der Bewirtschaftung der Beete und Sträucher zu beteiligen. Das Bio-Gemüse, das in Containern, recycelten Bäckerkisten und Reissäcken gedeiht, wird im eigenen Gartencafé und -restaurant verarbeitet oder kann vor Ort geerntet und gekauft werden. Die Erlöse fließen direkt zurück ins Projekt. Auf diese Weise wurde der Garten in kurzer Zeit zur Begegnungsstätte für Menschen verschiedenster Herkunft und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Das Berliner Beispiel für die gartenbauliche Nutzung brachliegender Stadtflächen machte Schule: In immer mehr deutschen Städten entstehen kleine und große Gemeinschaftsgärten.

Kölner NeuLand

In Köln hat sich das Urban Gardening Projekt Kölner NeuLand über die Jahre stark entwickelt. Seit 2011 wird auf einer brach liegenden Bebauungsfläche zwischen Südstadt und Beyenthal ein Gemeinschaftsgarten angebaut. Das Besondere: Alles wird in beweglichen Kästen, Säcken und Kübeln angebaut, sodass der Garten mit einfachen Mitteln auf ein neues Areal umziehen kann, sollte die derzeitig genutzte Industriefläche neu bebaut werden.

Jeder der Lust verspürt, Teil des urbanen Gartenprojekts zu werden, ist herzlich eingeladen, mitzumachen. Ob Tomaten pflanzen, Salate sähen, Kartoffeln ernten - die Bepflanzungsmöglichkeiten sind so vielseitig wie die Teilnehmer. Es bestehen unterschiedliche Varianten, sich in das Projekt einzubinden. Der Garten ist öffentlich und somit kostenlos für alle Teilnehmer: Das heißt, alle Beete werden gemeinschaftlich bepflanzt, geerntet und gepflegt. Es besteht aber auch die Möglichkeit für einen kleinen Beitrag ein Individualbeet anzulegen. Dabei darf die Hälfte des Beetes persönlich bepflanzt und geerntet werden, die andere Hälfte steht der Allgemeinheit zur Verfügung.

Neben dem gemeinschaftlichen Gärtnern gibt es Workshops, ein Gartencafé und verschiedene Veranstaltungen - eine Begegnungsstätte für Nachbarn und Interessierte.

Hamburger Gartendeck

Auch Hamburg steht in Sachen urbaner Gartenbau den anderen Städten in Nichts nach: Das Hamburger Gartendeck ist ein Dachgarten zwischen der St.Pauli Druckerei und dem Musikclub "Indra" und wurde 2011 ins Leben gerufen. Auf einer Dachfläche von 1100 qm wird gepflanzt, gejätet und geerntet. In entspannter Atmosphäre treffen sich Nachbarn und Freunde und gestalten ihren Stadtteil mit großer Leidenschaft. Neben Gemüseanbau gibt es auch Bienenvölker und eine Wurmkiste. Alle sind herzlich eingeladen, den Dachgarten mitzugestalten und mit den anderen gemeinsam zu gärtnern. Damit sich jeder zurechtfindet und weiß, welche Projekte gerade durchgeführt werden, gibt es regelmäßig Termine, bei denen das Deck erkundet und kennengelernt werden kann. Zusätzlich werden Veranstaltungen wie Workshops zu Kräutern oder Yoga auf dem Gartendeck angeboten.

Stadtimkerei

Eine weitere Ausprägung des Urban Gardening ist die Stadtimkerei. Honig aus der Stadt wird immer beliebter, und das aus gutem Grund: Die Produkte sind nicht nur regional und nachhaltig hergestellt, sondern stehen Honig vom Land in nichts nach. Mögliche Luftverschmutzungen werden von den Bienen gefiltert. Außerdem profitiert nicht nur der Honig, auch die Tiere profitieren von der Vielfalt der Blüten, aus denen sie in der Stadt schöpfen können.

Urban Gardening-Communities im Internet

Selbstverständlich nutzt die Urban Gardening-Bewegung auch das Internet zur Vernetzung: Auf verschiedenen Seiten finden interessierte Städter Informationen und Anregungen für ihr Hobby. Die Seite www.guerrillagardening.org bietet einen Leitfaden zum Starten eigener Projekte, gibt Tipps und Tricks zum Anbau und unterhält ein lebendiges Forum zum Austausch mit internationalen und lokalen Gleichgesinnten.

Sind Sie auf der Suche nach einem Projekt in ihrer Nähe? Bei www.anstiftung.de/gaerten-im-ueberblick finden Sie eine interaktive Karte mit einer Übersicht vieler Urban Gardening Projekte in ganz Deustchland. Und wer zur Erntezeit einfach nur auf der Suche nach frei verfügbaren Obstbäumen im öffentlichen Raum ist, wird bei www.mundraub.org fündig.

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