Wie kochte man zur Zeit des großen Impressionisten in französischen Haushalten? Diese Buch verrät es uns: Opulent und bodenständig, deftig und exquisit. Auf seinem geliebten Landsitz in Giverny frönte Claude Monet nicht nur seiner Malerei, er bewirtete dort im berühmten gelben Salon auch liebend gerne Gäste. In der träumerischen Atmosphäre des berühmten Hauses mit Garten gab es zum Beispiel Täubchen auf Jägerart, Rübchensuppe à la Dauphine, Serviettentrüffeln oder Prachtcreme. Die 180 Rezepte im Buch stammen alle aus Monets "Carnets de cuisine", seinen persönlichen Kochbüchern.
Dieses Buch ist mehr als ein Kochbuch, es gibt Einblick in eine ganze Epoche und zugleich ins familäre Alltagsleben der Monets. Die Autorin Claire Joyes, verheiratet mit einem Nachfahren Monets, zeichnet unterhaltsam und lebendig ein Bild vom Alltagsleben auf Giverny. Von ihr erfahren wir, dass Monet den Knollenziest, ein Wurzelgemüse, besonders schätzte und was es bei Monets zum Weihnachtsessen gab: Am 1. Weihnachtstag kam eine getrüffelte Gänseleberpastete im Blätterteigmantel extra aus Straßbourg.
Zahlreiche Fotos und Bilder aus dem Privatbesitz der Monets untermalen die Erzählungen und zeigen, woher der große Maler seine Inspiration zog. Mit diesem Buch sind wir nicht nur zu Gast in Monets Küche, sondern auf seinem geliebten Landsitz Giverny, wo zum Beispiel die Seerosenbilder enstanden. Im Geiste dieses Buches leben auch die Rezeptbilder sehr von der Ästhetik früherer Epochen, was das Buch nur umso authentischer wirken lässt.
Als Kochbuch ist "Zu Gast bei Monet" mehr für erfahrene Köche geeignet. Die Kochanleitungen sind eher knapp gehalten und verzichten auf lange Erläuterungen, etwa zur Konsistenz eines Teiges. Bei kurzen Rezepten sind die Zutaten nicht eigens in einer Liste aufgeführt und auch auf Zeitangaben verzichten die Autoren völlig. Kochkönner aber werden hier die eine oder andere Inspiration mitnehmen oder lang vergessene Gerichte wiederentdecken.
"Zu Gast bei Monet" ist in der Edition Styria erschienen und kostet 29,95 Euro.