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Mobile Hühnerställe für Hühner in Freilandhaltung

Sechs Hühner
Grau statt Grün: In vielen Freilandgehegen wachsen in Stallnähe keine Pflanzen mehr.
© Getty Images/iStockphoto
Hühner im Freiland zu halten gilt als artgerecht, kann aber die Umwelt schädigen. Müssen die Vögel zurück in den Stall?

Hühner in Freilandhaltung überdüngen den Boden

Legehennen nutzen häufig nur einen kleinen Teil ihres Auslaufs. Das kann langfristig unser Grundwasser belasten. Das Problem: freilaufendes Geflügel überdüngt den Boden. Anfang 2010 änderten sich die Richtlinien für die Eierproduktion in Deutschland: Die konventionelle Käfighaltung wurde verboten. Seitdem steigt die Zahl der Freiland- Halteplätze. Doch was nach heiteren Hühnern auf grünen Wiesen klingt, sieht in der Praxis oft anders aus. Häufig leben mehrere Tausend Tiere zusammen. Gerade auf großen Flächen entfernen sich die Vögel meist nicht weit vom Stall — zu ausgeprägt ist ihr natürliches Schutzbedürfnis. Die Folge: Rund um den Stall ist der Boden kahl gepickt und braun verfärbt, der Rest nahezu unberührt. Jürgen Heß, Professor an der Uni Kassel, prüfte, wie sich das auf die Umwelt auswirkt. „Wir machten einen Modellversuch mit je 220 Hühnern in zwei baugleichen Ställen auf Rädern“, erklärt er. Der eine stand eineinhalb Jahre lang auf einer Fläche, der andere wurde regelmäßig versetzt. Das Team untersuchte die Böden der Ausläufe. „Die intensive Nutzung rund um den Stall bewirkt ein Absterben der Grasnarbe“, so Heß. „Wo keine Pflanzen mehr sind, können auch keine Nährstoffe mehr aufgenommen werden. So verschärft sich das Problem, dass Nitrat in Boden und Grundwasser sickern kann.“

„Mobile Hühnerställe“ sind die Lösung

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Mobilstall Odefey und Töchter
Hühner on tour: ein Mobilstall steht auf Rädern und kann mit geringem Aufwand immer wieder umgestellt werden.
© Christian Kerber

Prof. Dr. Jürgen Heß von der Universität Kassel im Interview

Prof. Dr. Jürgen Heß
Prof. Dr. Jürgen Heß Fachgebietsleiter Ökologischer Land- und Pflanzenbau,
Universität Kassel
© Jürgen Heß

Herr Heß, was sind Ihre Vorschläge für eine umweltfreundlichere Freilandhaltung?

Unser Versuch belegt, dass regelmäßig bewegte Mobilställe mit ausreichender Flächenbeimessung eine gute Lösung sind. Durch das Versetzen des Stalls können Überweidung und Überdüngung vermieden werden.

Werden mobile Ställe schon in der Praxis angewendet?

Ja, es gibt bereits über 40000 Mobil­ställe in Deutschland. Das Gros der Eier, auch der Bio-Eier, wird allerdings auf absehbare Zeit weiterhin in stationären Ställen erzeugt werden.

Welche Maßnahmen sind für diese klassischen Stallsysteme sinnvoll?

Es müssen Konzepte zur Umgestaltung der Ausläufe entwickelt werden, damit die Hühner sie gleichmäßiger nutzen und sich so der Dünger breiter verteilt. Eine wichtige Strategie ist außerdem, dem Nahbereich der Ställe Nährstoffe zu entziehen und ihn auf die Weise zu entlasten. Dafür können spezielle Substrate eingesetzt werden. Eine weitere Möglich­keit ist der Anbau von Kulturpflanzen, die die überschüssigen Stoffe aufnehmen.

essen & trinken 5/2019