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"Piwi" gegen Kupfer im Bio-Weinanbau

Weinreben
Empfindlich: Gerade Weintrauben sind anfällig für Pilzkrankheiten.
© Getty Images/iStockphoto
Der Bio-Weinanbau setzt Kupfer gegen Schädlinge ein. Das schadet dem Boden. Wie kann man das vermeiden? Schon lange gibt es pilzwiderstandsfähige Rebsorten, kurz Piwi. Doch kaum jemand kennt sie. Zeit für einen Wandel.

Wenn Bio-Pflanzenschutz schadet

Das Problem: Schwermetall wirkt im Boden toxisch. Die Erreger kamen mit amerikanischen Versuchsreben im 19. Jahrhundert nach Frankreich, breiteten sich rasend in allen Weinanbaugebieten Europas aus und machen heute vor allem Bio-Winzern mächtig Sorgen: Der Falsche und der Echte Mehltau sind die gefürchtetsten und häufigsten Schädlinge im Weinanbau. Während konventionell arbeitende Winzer ihre Rebstöcke vorbeugend mit chemischen Fungiziden spritzen, wird im Bio-Weinanbau ein Kupfer-Brandkalk-Gemisch bei Falschem Mehltau verwendet. Die sogenannte Bordeauxbrühe hat aber entscheidende Nachteile: Kupfer reichert sich im Boden an, wirkt dann toxisch auf das Bodenleben und tötet Insekten und Regenwürmer. Gleichzeitig werden die Beikräuter, die zwischen den Rebstöcken wachsen und Insekten anlocken, geschädigt. Auch der Klimawandel ist eine Herausforderung. Extreme Witterungen wie Dauerregen oder Hitzewellen fördern die Pilzkrankheiten zusätzlich. Um zukünftig möglichst aufs Spritzen verzichten zu können, wären robuste Reben ein Ausweg.

Piwi-Rebsorten leisten Widerstand

Zum Hintergrund: Amerikanische und asiatische Wildreben besitzen Abwehrmechanismen gegen Mehltau, allerdings keine gute Traubenqualität. Bei europäischen Rebsorten, die über Jahrtausende hinweg hochgezüchtet wurden, sind die Früchte für den Weinanbau zwar perfekt, nur sind ihnen ihre Abwehrkräfte verloren gegangen. Zum Glück lassen sich die Sorten miteinander kreuzen. Ziel ist, die positiven Eigenschaften — große Ernte hochwertiger Trauben und Resistenz gegen Schädlinge — zu vereinen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Bis eine neue pilzwiderstandsfähige Sorte, kurz Piwi, auf den Markt kommt, dauert es bis zu 30 Jahre. Immer wieder müssen die Kreuzungen getestet und selektiert werden, bis die Züchter dann eine Handvoll Rebstöcke pflanzen können. Trotz der Mühe werden immer mehr Piwis gezüchtet, und immer mehr Winzer interessieren sich für die neuen Reben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Resistente Reben müssen kaum gespritzt werden, sie sind weniger pflege- und kostenintensiv. Vor allem aber schonen sie die Umwelt. Mehr Infos zu Piwi erhalten sie hier.

Piwi-Weine – neues ausprobieren

Sie heißen Regent, Solaris, Purpuriu, Julia, und sie stehen als Rebsorten immer häufiger auf Weinetiketten. Pioniere wie das Weingut Susanne und Klaus Rummel in der Pfalz, das Weingut Dilger in Baden und das Weingut Galler, ebenfalls in der Pfalz, bieten erstklassige Bio-Weine aus Piwi-Trauben an.

PIWINO Cuvée rot
Trockener Cuvée „Piwino“ von der Lembergerland Kellerei Rosswag
© Lembergerland Kellerei Rosswag eG

Auch in Württemberg wird mit den neuen Rebsorten gearbeitet. So enthält die trockene Cuvée „Piwino“ von der Lembergerland Kellerei Rosswag die beiden Piwi-Sorten Regent und Satin Noir, eine ganz neue Sorte, die bis vor Kurzem noch „VB 91-26-29“ hieß. Jetzt fehlt es nur noch an Weintrinkern, die offen für Neues sind.

essen & trinken 1/2019
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