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Interview mit Bartender Stephan Hinz

Ob mit oder ohne Alkohol: Die Cocktailkultur ist in aller Munde. Doch was macht einen guten Cocktail aus? Im Interview beleuchtet Bartender Stephan Hinz aktuelle Trends und gibt Tipps für angehende Mixologen.
Bartender Stephan Hinz
Bartender Stephan Hinz
© Stephan Hinz

Was sind derzeit die größten Trends in der Welt der Cocktails?

Es wird viel mit frischen saisonalen Früchten gearbeitet, die Cocktails sollen minimalistisch und doch kreativ und ausgefallen sein. Ein schönes Beispiel wäre ein Cocktail mit frischen Himbeeren und frischem Ingwer, einer Portion Gin, etwas frisch gepresster Zitrone und einer Spur Zucker. Dann wird alles mit einem Filler aufgegossen. Soll es etwas intensiver werden, kann dafür eine Ingwerlimonade benutzt werden, wenn es etwas milder werden soll, wird ein natürliches Mineralwasser verwendet.

Ist auch ein Trend zu alkoholfreien Drinks bemerkbar?

Mixgetränke sind unglaublich beliebt geworden, man beginnt sich mehr mit den Getränken und Zutaten zu beschäftigen. Vielleicht hat der Trend von der Küche auch ein wenig auf das Flüssige abgefärbt. Viele legen heute mehr Wert darauf, sich auch zuhause einen gutes Mixgetränk zubereiten zu können.

Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Bartender aus?

Er muss einfach ein guter Gastgeber sein. Er muss auf den Gast eingehen, zuhören können und den Geschmack des Gastes treffen oder besser übertreffen. Er braucht eine feine Sensorik und ein elegante Art zu arbeiten. Er muss Drinks probieren können, aber trotzdem eine gewisse Distanz zum Alkohol wahren. Ein großes Know-How über Techniken und Produkte sowie das Verständnis von Mixabilität und Mischverhältnissen sind natürlich auch wichtig.

Welches Equipment darf in einer guten Hausbar nicht fehlen?

Für die Grundaustattung benötigt man einen Shaker, einen Muddler [Stößel zum Zerstoßen von Limetten, Anm. d. Red.], ein ordentliches Schneidebrett, eine gute Zitrus-Presse und einen Strainer [Barsieb zum Abtrennen von festen Partikeln, Anm. d. Red.]. Außerdem sind ein Messbecher, eine Eisschaufel und eine ordentliche Zange empfehlenswert.

Haben Sie einen persönlichen Lieblingscocktail?

Nein. Sobald man als Bartender einen Lieblingscocktail hat, fängt man an, eingeschränkt zu denken. Es gibt aber etliche Lieblingsrichtungen, die abhängig sind von der Saison, vom eigenen Wohlbefinden und manchmal auch vom Wetter.

Was ist der Unterschied zwischen Barkeeper, Bartender und Mixologe?

Der Mensch hinter dem Tresen wird oft als Barkeeper bezeichnet. Das ist aber nicht selbstverständlich, denn eigentlich ist der Barkeeper der Besitzer der Bar, der eher selten ins operative Geschäft eingreift. Tatsächlich ist der Bartender derjenige, der hinter dem Tresen steht und die Cocktails und Mixgetränke produziert. „Mixologe“ ist ein Begriff, der erfunden wurde, um den professionellen Barmann von denen abzuheben, die zum Beispiel nur als Aushilfe am Tresen arbeiten.

Erfährt die Barkultur in Deutschland eine Renaissance?

Es wird gerne und häufig von einem Hype und einer Renaissance gesprochen, doch die Realität sieht tatsächlich überwiegend ganz anders aus. Die meisten Menschen haben leider immer noch nicht verstanden, dass man bei Happy Hour-Cocktails für 3,50 Euro nur unterste Qualität erwarten kann. Dabei kann die Barkultur so viel mehr bieten – von hausgemachten Beeren-Reduktionen bis zu fassgereiften Cocktails. Ich würde mir hier mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für Genuss und Wahrnehmung wünschen. Daher bietet meine Firma Cocktailkunst auch Kurse an, in denen vermittelt wird, wie einfach es sein kann, unglaublich schöne Genussmittel zu zaubern. Dort merken wir auch, dass langsam das Bewusstsein für Qualität steigt und zum Beispiel Unterschiede zwischen frisch gepresstem und abgefülltem Zitronensaft wahrgenommen werden. Doch auf diesem Gebiet muss noch viel passieren. Vor allem müssen viel mehr gute Cocktails getrunken werden!

Weitere Informationen zu Stephan Hinz und seinem Kursangebot erhalten Sie bei www.cocktailkunst.de .

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