Nach der Traubenlese und einer Wurzelwachstumsphase im Spätherbst fällt das buntgefärbte Laub zu Boden. Die Reben fallen dann in die Winterruhe. Das ist die Zeit, in der wir im Weinberg die Drähte ablegen. Sie haben den im Frühjahr ausgetriebenen und während des Sommers gewachsenen Trieben der Rebe Halt und Schutz gegeben, würden nun aber den Winterschnitt behindern. Der Rebschnitt beginnt dann im Zeitraum Ende Dezember bis Anfang Januar und kann sich, je nach Witterung, bis Mitte März hinziehen.
Beim Winterschnitt der Reben werden mit Ausnahme einer sogenannten Bogrebe, also einem Ast, sämtliche in der letzten Vegetationsperiode aus der Rebe gewachsenen Triebe entfernt. Mit einer elektrischen Handschere schneiden wir grob vor. Danach gehen wir mit einer normalen Handschere nochmals durch den Weinberg, um den verbleibenden Ast zu putzen und zu kürzen, also von Ranken und Verästelungen zu befreien, und die abgeschnittenen Triebe aus dem Drahtrahmen zu ziehen. Das abgeschnittene Holz wird zu Boden geworfen und kommt der Rebe als Humus wieder zugute. Im Weinberg stehen dann nur noch die knorrigen „Stämme“ der Rebe und eine von deren Kopf ausgehende Bogrebe. Deren Augen, man könnte auch Knospen sagen, bilden im nächsten Frühjahr die Basis für den Austrieb.
Die Länge der Bogrebe und damit auch die Anzahl der Augen definiert bereits grob das Ertragsziel für das kommende Weinjahr. Wir belassen hier, wenn möglich, tendenziell etwas mehr Augen um dann im Frühjahr und Frühsommer die schwach und ungünstig wachsenden Triebe großzügig ausbrechen zu können.
Der Winter ist auch die Zeit, in der wir die Drähte und Weinbergspfähle auf Festigkeit prüfen und sie gegebenenfalls ausbessern. Ist ein Weinbergspfahl etwa abgerostet oder ein Draht locker, kann man das im Sommer, wenn die Rebe das Drahtgerüst bereits wieder umwachsen hat, nur sehr schwer ausbessern. Mit dem Traktor häckseln wir sämtliches Rebholz, das abgeschnitten und zu Boden geworfen wurde. Somit machen wir es wieder für den Nährstoffkreislauf im Weinberg verfügbar.
Am Übergang vom Winter zum Frühling beginnen wir ab Anfang/Mitte März mit dem Binden der Reben. Unsere Reben binden wir grob nach zwei verschiedenen Mustern. In den Weinbergen für Lagenweine und für die Weine der OBSESSION-Linie werden die Reben als Flachbogen gebunden. Dadurch erreichen wir eine optimale Ausgangssituation für gesunde Trauben, haben jedoch einen recht hohen Zeitbedarf. Die Bogrebe ziehen wir dafür etwa in einem 90°-Winkel auf den Draht und wickeln sie dann drei bis vier mal um diesen Draht und binden sie fest. Für die Basisqualitäten verwenden wir hingegen einen Halbbogen. Die Bogrebe ziehen wir hierzu in einem flachen Halbbogen über den Biegedraht und binden Sie am unteren Bindedraht fest. Er stellt einen Kompromiss aus den qualitätsfördernden Eigenschaften des Flachbogens dar ohne jedoch dessen hohen Zeitbedarf zu haben.
Sven Klundt ist Dipl. Ing. für Weinbau & Oenologie. Sein Weingut im pfälzischen Landau ist vor allem für Rieslinge bekannt und wird im renommierten Weinführer Eichelmann 2013 gelistet.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage und der Facebook-Seite des Weinguts Klundt.
Die Weine des Weinguts Klundt sind unter anderem bei My Wine Portal erhältlich.
Ein Jahr auf dem Weingut: Winter
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