Seit Jahren wird in der europäischen Politik über die Einführung einer verpflichtenden Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel diskutiert. Das Europa-Parlament hat diese Verpflichtung nun in einer gestrigen Abstimmung abgelehnt: Der Antrag für eine verpflichtende Einführung der Ampel-Kennzeichnung wurde genauso abgelehnt wie der Antrag, den einzelnen Mitgliedsstaaten die Möglichkeit für eine nationale Verpflichtung einzuräumen. Lediglich ein Antrag für die europaweite Kennzeichnung auf freiwilliger Basis wurde angenommen, außerdem sprach sich das EU-Parlament für das GDA-Kennezeichnungssystem aus.
GDA statt Ampel
Der GDA (Guideline Daily Amount) ist ein Richtwert für die empfohlene Tageszufuhr von Nährstoffen. Er gibt an, wieviel Prozent der empfohlenen Tageszufuhr eines bestimmten Nährstoffes im jeweiligen Produkt enthalten ist. Im Vergleich zur Ampel-Kennzeichnung gilt der GDA jedoch als undurchsichtig und vereinfachend. Die Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel dagegen wird vor allem unter Verbraucherschützern als eine der politisch sinnvollsten Maßnahmen gegen Übergewicht gehandelt. Auf den ersten Blick wäre so für Verbraucher erkennbar, wie hoch der Anteil an Fett, Salz und Zucker in einem bestimmten Produkt ist. Gemäß der Ampel-Kennzeichnung stünde rot für einen hohen, gelb für einen mittleren, grün für einen niedrigen und damit gesundheitlich unbedenklichen Anteil von beispielsweise Salz, Zucker und Fett.
Kritik von foodwatch
Vor allem die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch kritisierte die Entscheidung des Europaparlements scharf. In einer Pressemitteilung bezeichnet der Verein die Entscheidung als „enttäuschend“ und wirft den EU-Abgeordneten vor, ihre Entscheidung der Lobbymacht der großen Lebensmittelkonzerne untergeordnet zu haben.
Nach der Abstimmung des Europaparlaments muss sich noch der Europäische Rat der 27 zuständigen Fachminister mit der Verordnung befassen. Erst bei einer Einigung zwischen Parlament und Rat wird eine verbindliche Nährwertkennzeichnung festgelegt.