e&t: Wie kam es dazu, dass Sie ein Kochbuch rausbringen?
Herbert Grönemeyer: Auslöser für das Kochbuch war unsere Zeit in Umbrien. Wir hatten uns für die Aufnahmen unserer neuen Platte ein Haus in der Nähe von Todi gemietet und fragten unseren Vermieter, ob er jemanden kennen würde, der für meinen Produzenten Alex Silva und mich kocht. Er schlug Lorena Autuori vor, die dann auch kam und uns mit ihrer beeindruckenden Art bekochte. Sie selbst hat auch ein Restaurant in San Gemini. Als wir dann abreisen mussten, wurden wir sentimental und fragten, ob sie auch ein Kochbuch besäße, damit wir ihre Gerichte in Deutschland nachkochen können. Wir waren sehr verwundert, als sie nein sagte, und schlugen vor, gemeinsam ein Kochbuch zu machen. Sie dachte sicher, was reden die zwei! Denn sobald sie zuhause sind, denken sie nicht mehr an mich. Aber so ist es nicht, wenn wir uns was in den Kopf gesetzt haben. Wir haben dann ein Team zusammengestellt, welches sich um das Kochbuch gekümmert hat und sind selbst ganz verblüfft und gerührt, wie wahnsinnig schön es geworden ist, und dass es final auch geklappt hat, es zu veröffentlichen. Es ist für uns eine unheimlich schöne Erinnerung, die wir teilen wollten, denn diese Küche ist sehr eigen, sehr klug, auch etwas kräftiger, aber dabei trotzdem leicht. Die Rezepte des Buches repräsentieren Umbrien mit einer Mischung Süditalien, wo Lorena herkommt und was sich in den Rezepten niederschlägt. So ist das Kochbuch zustande gekommen.
Kochen Sie selbst gerne und regelmäßig?
Ich selber koche sehr viel, weil meine Mutter eine sehr gute Köchin war. Sie kochte schon in den 60er Jahren italienisch. Sie kochte auch russische Gerichte wie Piroggen oder Borsch, und afrikanische Curries oder deutsche Küche, Wild – sie backte sehr, sehr gerne und hatte viel Spaß am Kochen. Wir hatten immer sehr viele Gäste im Haus, weil meine Eltern viele Freunde hatten und sehr gastfreundlich waren. Ich koche selber sehr gerne für mich alleine, aber auch für meine Familie. Ich finde es sehr elementar, dass man abends zusammensitzt und sich gegenseitig zeigt, wie gern man sich hat, und das funktioniert auch gut übers Kochen.
Was haben Sie immer im Kühlschrank?
Ich habe immer im Kühlschrank: guten Pfeffer, guten Senf, gute Mayonnaise, auch japanische Mayonnaise, gute Soßen, Teriyaki, gute Sojasoßen, gutes Bratfett, Parmesankäse, aber auch Pecorino. Und gute Fleisch- und Gemüsebrühen. Ich denke, das ist die Grundausstattung bei mir im Kühlschrank.
Welche Gerichte schmecken nach Kindheit?
Milchreis mit Zucker und Zimt schmeckt für mich nach Kindheit, angerichtet wie ein Kuchen und in der Mitte eine Mulde eingedrückt mit flüssiger Butter. Außerdem noch Hühnerfrikassee, das machte meine Mutter sehr gut und auch Borsch mit Piroggen. Und Lasagne – das sind meine Erinnerungen. Und sehr viele Suppen! Kohlsuppen, Kartoffelsuppen, Eintöpfe, also Bohnensuppen, Erbsensuppen, Linsensuppen und Lammeintöpfe. Und Frankfurter Kranz!
Sie gehen dieses Jahr auf Tour: Was gibt es hier zu essen?
Auf Tour haben wir ein sehr ausgeprägtes Cateringsystem. Wir haben eine große Küche, denn wir sind über 100 Menschen auf Tour. Es wird eingedeckt mit Tischdecken und dekoriert. Ich lege großen Wert darauf, dass wir uns vor den Konzerten nochmals kurz treffen, die Crew und die Band, und dass gut gegessen wird. Die Crew arbeitet rund um die Uhr mit Aufbau und Abbau, etc. Wir haben tolle Caterer, die jeden Tag mehrere Gerichte anbieten von Fleisch, Vegetarisch, Salate, Nachtische – es ist immer eine Wonne in die Räume zu kommen, wo gekocht wird. Es ist fast noch wichtiger als auf die Bühne zu gehen.
Mit welchem Essen bleiben Sie auf Tour fit?
Ich selber esse auf Tour relativ normal, speziell beim Frühstück gerne Porridge mit Obst und auch Brot oder mittags viel Gemüse. Und abends vor dem Konzert meist Zitronengrasreis mit Hühnerbein – das ist mein Standardgericht. Sehr viel Reis, weil er sehr gut anhält, und auch gerne Salat. Grundsätzlich esse ich mäßig auf Tournee und abends viel Reis.
Welche Küche begeistert Sie noch, neben der italienischen?
In meiner Kindheit war ich viel in Frankreich; da gab es immer 8-, 9-, 10-Gänge Menüs. Die französische Küche kenne ich aus der Bretagne – da gab es Salat mit Hefeflocken, einer guten Vinaigrette, Fruits de Mer, Crêpes.
Ich mag auch die belgische Küche, ich denke, die Belgier kochen hervorragend, vielleicht zum Teil noch besser als die Franzosen und dann mag ich noch die japanische Küche in allen Schattierungen von Tempura Soba, Soba Nudeln, Sushi natürlich, Miso Cod. Ich esse generell sehr gerne auch chinesische Küche, ich denke italienisch, französisch, belgisch und japanisch umreißt es am präzisesten. Und ich esse verdammt gerne.
Vielen Dank für das Interview!
Die Begeisterung, mit der Herbert Grönemeyer über gutes Essen, kulinarische Erinnerungen, das Kochen und Länderküchen spricht, ist ansteckend! Was alles in dem neuen Kochbuch steckt? Werfen wir einen Blick in “fatto a mano” – “Lorena Autuoris italienische Küche”.
Wie der Titel verrät, sind es Lorenas ganz persönliche Rezepte, die die Köchin hier präsentiert. Sie wuchs südlich von Neapel auf und zog Anfang der 1990er Jahr nach Umbrien. Die Verbindung dieser beiden kulinarischen Welten – Kampanien und Umbrien – zeichnet ihre Küche aus und macht sie so einzigartig. Frittierte Montanare-Pizzette, Tagliatelle mit Kapern und Oliven, Auberginenauflauf, Schweineschulter mit Zwiebeln und Zitronen, Schokoladen-Mandel-Caprese – einfache Rezepte, hochwertige Zutaten, klassisches Handwerk. Die Auswahl der Rezepte lässt keine Wünsche offen und lädt zu einem italienischen Abend ein: Von Aperitivi über Antipasti und mehreren Gängen mit Pasta, Fleisch oder Fisch bis hin zu Beilagen und Dolci.
Lorena kocht besonders gern mit frischer, hausgemachter Pasta und so findet sich hier auch ihr Rezept für selbst gemachte Scialatielli – eine traditionelle Pastasorte aus Kampanien. Passende Stepbilder geben Hilfestellung für die Zubereitung. Dazu gibt es spannende Antworten zu der Frage "Getrockente oder frische Pasta?".
Für das Kochbuch wurden die Gerichte köstlich und schlicht in Szene gesetzt. Das besondere Licht eines italienischen Spätsommers kommt einem entgegen, wenn man das Buch durchblättert. Zu Beginn stimmen die Gedanken zu Kulinarik und Musik von Herbert Grönemeyer und Alex Silva, ein Porträt über Lorena Autuori sowie ein großes Interview mit allen Dreien auf das Kochbuch ein.
Bilder vom Tonstudio, Wochenmarkt, von der hügeligen Landschaft Umbriens geben Einblicke in die Atmosphäre vor Ort. "fatto a mano” lädt die Leser:innen ein, in die kulinarischen Momente während der Album-Produktion von “Das ist los” einzutauchen. Die Leidenschaft und Liebe, die in den Gerichten stecken, aufzunehmen. Und Lorenas authentische italienische Küche zu feiern.
Der italienische Titel “fatto a mano” heißt übersetzt übrigens “Handgemacht”. Handgemachte Gerichte, handverlesene Rezepte. Und auch das Album-Cover mit den zwei Händen spiegelt sich im Buch-Titel und -Cover wider. “fatto a mano" erscheint am 03. April 2023 im AT Verlag und kostet 32 Euro. Mehr Informationen unter www.at-verlag.ch