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Weintipps von Ina Finn für den Sommer

Wein und Speisen sollten miteinander "spielen", Rotweine dürfen im Sommer je nach Speise auch mal "klotzen statt kleckern"! Sommelière und Wein-Beraterin Ina Finn verrät im Interview praktische Tipps für die sommerliche Weinauswahl - und welche Weine sie persönlich in der schönen Jahreszeit am liebsten mag.

Was sollte ein Wein mitbringen, damit er in die Auswahl für einen Sommerabend kommt?

Ina Finn in ihrer Villa Verde. Hier vermittelt die Sommelière Wein-Wissen und ihre Passion für Wein
Ina Finn in ihrer Villa Verde. Hier vermittelt die Sommelière Wein-Wissen und ihre Passion für Wein
© Thomas Müller

Der Wein sollte nicht zu hoch im Alkohol liegen, Weiß- und Roséweine zwischen neun bis 12,5 Volumenprozent und Rotweine maximal 13,5 Volumenprozent. Der Wein sollte eine angenehme Frische mitbringen, die zumeist über die Säure und/oder Mineralität des Weines kommt. Die Aromen des Weines sollten animieren und im Idealfall im Duft sommerlich anmuten. Die Weine sollten in keinem Fall belanglos sein, jeder Schluck sollte Lust auf den nächsten machen. Roséweine mit einer tollen Farbe lassen einen bereits ins Schwärmen kommen und an leichte Sommergerichte denken.

Worauf achten Sie bei der Auswahl von Rotwein im Sommer, welche Tipps geben Sie?

Neben dem geringeren Alkoholgehalt, der sich empfiehlt, sollte Rotwein im Sommer vielleicht nicht unbedingt zu den absoluten Schwergewichten, wie zum Beispiel ein fetter Shiraz aus Australien, gehören. Aber auch hier kommt es wieder stark auf die persönlichen Vorlieben an. Kräftige Jungs vertragen zu ihrem Steak auch einen kräftigen Wein. Wir Frauen lieben es sicherlich deutlich leichter. Rotweine aus Deutschland, Österreich oder auch Norditalien sind nicht so gehaltvoll und leicht gekühlt wunderbar im Sommer zu genießen. Ein klassischer Pinot Noir oder auch ein angenehm fruchtiger Beaujolais Village [Die Appellation Beaujolais Village Contrôlée kennzeichnet Abfüllungen aus 39 ausgewählten Gemeinden des Beaujolais ohne Ortsangaben, Anm. der Red.], aber auch ein leichterer Côtes-du-Rhône sind tolle Sommer-Rotweine.

Welche Weine empfehlen Sie zu welchen sommerlichen Speisen? Was ist zum Beispiel bei Gegrilltem, Salat und mediterranen Gerichten oder auch bei aromatischen Speisen oder schärferen Gewürzen zu beachten, die ja auch im Sommer beliebt sind?

Zubereitungsart (gegrillt, gedünstet, …), die kräftigste Komponente der Speise und die Serviertemperatur der Speise sollten beachtet werden. Wird Lachs kalt serviert, zum Beispiel als Tatar, passt dazu ein leichter Weißwein. Ist der Lachs warm, zum Beispiel gegrillt, darf es ein gehaltvoller, würziger Weißwein sein. Regeln gibt es heute aber in dem Sinne nicht mehr. Kombiniert werden kann, was gefällt. Wobei es Speise wie Wein sehr gut tut, wenn sie miteinander „spielen“.

Ein Salat mit einer klassischen Vinaigrette verträgt besonders gut einen leichten Weiß- oder Roséwein mit einer weniger markanten Säure, da sich Säure und Säure verstärken würden. Chardonnay ohne Holzfassausbau wäre da eine gute Wahl. Je südlicher man in den Anbaugebieten geht, desto verhaltener ist die Säure der Weiß- und Roséweine.

Zu Grillfleisch muss es nicht zwangsläufig einen Rotwein geben. Wenn das Fleisch mild mariniert wurde, gar hell ist, zum Beispiel Geflügel, kann man auch sehr schön einen gehaltvolleren Weißwein wie zum Beispiel einen kräftigeren Grauburgunder dazu genießen. Wird ein klassisches Steak gegrillt, dann sollte es doch ein Rotwein sein. Und er sollte mit den Aromen nicht nur „kleckern“ sondern klotzen, damit dem Grillfleisch Paroli geboten wird, zum Beispiel mit einem kräftigen Malbec aus Argentinien oder einem kräftigeren Südfranzosen.

Die Kombination der gleichen Herkünfte harmoniert besonders bei den mediterranen Gerichten – sommerliche Tapas kombiniert mit spanischem Wein, das ist perfekt, da kann man nicht viel falsch machen.

Aromatische Speisen benötigen auch viel Aroma im Wein, ein bisschen Exotik kommt sehr gut, zum Beispiel mit einem Sauvignon Blanc aus Neuseeland oder auch mal einem Gewürztraminer oder trockenem Muscat.

Schärfe lässt sich übrigens nicht immer durch einen Wein auffangen. Ist die Speise sehr scharf, hält dem kein Wein stand. Wenn die Speise pikant gewürzt ist bzw. eine milde Schärfe die Speise trägt, sollte der Wein eine ordentliche Portion Frucht bzw. Süße mitbringen. Schärfe kann immer mit Fruchtsüße aufgefangen werden.

Welche Weine funktionieren auch ohne begleitende Speisen gut?

Knackige, spritzige Weine, die ein klares Geschmacksprofil mitbringen, wie zum Beispiel ein leichter, vielleicht auch restsüßer Riesling aus Deutschland, ein grasig-grüner Sauvignon Blanc aus der Touraine, Loiretal; ein unwooded Chardonnay [Chardonnay ohne Holzfassausbau, Anm. d. Red.] aus Südafrika, ein würziger Verdejo aus dem Rueda, Spanien; ein klassisch würziger Rosé aus Südfrankreich oder das etwas fruchtigere Pendant aus Spanien.

Sie sollten bloß nicht banal sein und auf eine Schorlemischung reduziert werden. Der Wein soll Trinkfreude bereiten und einen lauen Sommerabend perfekt begleiten ohne sich dabei geschmacklich zu sehr in den Vordergrund zu spielen – ein elsässischer Gewürztraminer aus einer Toplage würde mich dann zum Beispiel überfordern.

Was empfehlen Sie in Bezug auf die Trinktemperatur von Wein im Sommer?

Weiß- und Roséweine sollten bei ca. sechs bis sieben Grad, Rotweine bei 14-16 Grad serviert werden. Schaumweine können sogar noch einen Tick kühler als Weißwein serviert werden.

Verraten Sie uns Tricks, wie gekühlte Weine im Freien am besten kalt bleiben?

Wenn man die Weine draußen genießt, sollte man immer eine Kühlmanschette aus dem Eisfach parat haben, diese hält den Wein wunderbar gekühlt. Oder die klassische Variante, den Wein einfach auf Eis stellen. Wird der Wein zu warm, verliert er an Format, Weiß- und Roséweine verlieren ihre Frische, bei Rotweinen tritt zu stark der Alkohol in den Vordergrund.

Da im Sommer viele Feste gefeiert werden: Wie sollten Gastgeber bei der Getränkewahl für einen Sektempfang vorgehen?

Für Sommelière Ina Finn bedeutet Wein in erster Linie Genuss - und der hat mit Qualität zu tun
Für Sommelière Ina Finn bedeutet Wein in erster Linie Genuss - und der hat mit Qualität zu tun
© Thomas Müller

Am Aperitif sollte in keinem Fall gespart werden. Immerhin stimmt dieser Drink auf eine schöne gemeinsame Zeit ein. In der Regel trinkt man zur Einstimmung ein Glas Schaumwein à 0,1 l. Bei 20 Gästen sollte man dann ca. vier Flaschen kalkulieren.

Ich würde immer einen Schaumwein empfehlen, der nach der klassischen Flaschengärung hergestellt wurde. Dann ist das Produkt am feinsten, die Perlage ergibt ein angenehmes Mundgefühl und die Aromen sollten animieren und erfrischen. Ich persönlich halte nicht so viel von Sekt mit „sonst was“ gemixt. Ein klassischer Schaumwein guter Qualität benötigt keine weitere Komponente. Und es gibt wunderbare Vertreter, zum Beispiel Riesling Sekt, Cava, Champagner, Crémant oder Franciacorta. Sekt mit Orangensaft vermischt ist auch eine echte Unart aus den 80ern. Eine schöne alkoholfreie Alternative ist eine Traubensaftschorle. Weißer Traubensaft vom Winzer hat einen tollen Geschmack und schmeckt auch als Schorle hervorragend. Kinder lieben es sowieso, da die Traubensaftschorle ebenfalls prickelt und dem Sekt zum Verwechseln ähnlich sieht.

Heute gibt es tolle Rezepte für selbstgemachte Limonaden, die ungemein erfrischen und auch gegen den ersten Durst hervorragend helfen. Erfrischende Zutaten sind dafür Minze, Limetten und Ingwer.

Welche Weine trinken Sie persönlich im Sommer gern? Haben Sie Lieblingsweine aus bestimmten Regionen oder Rebsorten, die Sie bevorzugen?

Ich liebe die Rebsorte Riesling und finde, dass die Weißweine dieser Rebsorte besonders im Sommer erfrischen und mit ihren angenehmen Alkoholgehalten auch sehr gut verträglich sind. Die Vielfalt aus Deutschland ist so groß, dass ich dafür gar nicht allzu weit in die Ferne schweifen möchte, das weiteste wäre dann die Wachau, Österreich, die auch tolle Rieslinge hervorbringt.

Außerdem ist ein Albariño aus dem Rías Baixas [Weinregion im nordspanischen Galizien, Anm. d. Red.] ein eleganter Sommerwein für mich. Aber auch ein feiner Sauvignon Blanc aus dem Loiretal oder ein würziger Arneis aus dem Piemont erfrischen mich und zählen zu meinen Sommer-Lieblingsweinen. Es ist gar nicht so einfach für einen „Weinmenschen“, die Auswahl einzugrenzen. Die Vielfalt ist ja gerade das Spannende und dadurch die Abwechslung, oft auch die Neuentdeckung. Ich bin zum Beispiel jedes Jahr aufs Neue auf der Suche nach köstlichen Roséweinen und schwöre mich nie auf einen bestimmten ein. Ich genieße es auch mal, zu gesalzenen Mandeln und Oliven einen knochentrockenen Manzanilla-Sherry zu trinken.

Ina Finn und die Villa Verde

Im Verkostungsraum der Villa Verde tauchen Besucher mit allen Sinnen in die Weinwelt ein
Im Verkostungsraum der Villa Verde tauchen Besucher mit allen Sinnen in die Weinwelt ein
© Ina Finn

Während ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau hat Ina Finn ihre Liebe zum Wein entdeckt. Das notwendige Know-how sammelte sie als Sommelière bei Hendrik Thoma im Hotel Louis C. Jacob in Hamburg sowie einigen der besten Weinguüter der Welt, unter anderem auf dem kalifornischen Weingut Au Bon Climat von Jim Clendenen im Santa Maria Valley und in ihrer sächsischen Heimat auf dem Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe. 2002 gründete sie die Firma „Weinkonzepte Ina Finn“. Hier bietet sie professionelle Beratung, Schulungen und Veranstaltungen rund um das Thema Wein an. Ihr jüngstes Projekt ist die „Villa Verde – Raum für Wein“ - ein Veranstaltungs- und Verkostungsraum in Hamburg. Damit schuf die 37-jährige einen stimmigen Rahmen für guten Wein. 2004 absolvierte sie den Abschluss zur Weinakademikerin vom Wine and Spirit Education Trust, London.

Die Autorin von Fachpublikationen und verschiedenen Magazinen ist ehrenamtliches Mitglied im Prüfungsausschuss der Handelskammer Hamburg für die Ausbildungsfachgänge Hotel- und Restaurantfachmann, sowie Veranstaltungskaufmann. Als Jurymitglied begleitet sie verschiedene Verkostungen, unter anderem vom Magazin „Der Stern“.

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