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Dioxin-Skandal – Fragen & Antworten

Nachdem Eier mit zu hohen Dioxin-Werten gefunden wurden, sind Verbraucher verunsichert: Wie gefährlich ist Dioxin? Was können wir noch essen? essen-und-trinken.de beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den Dioxin-Skandal.

Was ist passiert?

Zum Jahreswechsel wurde in Eiern aus mehreren landwirtschaftlichen Betrieben in Nordrhein-Westfalen grenzwertüberschreitende Dioxinbelastung gefunden. Vorsorglich waren 4700 landwirtschaftliche Betriebe gesperrt worden, die meisten sind aber mittlerweile wieder freigegeben. Seither wird fieberhaft nach der Ursache für die Dioxonverseuchung gesucht. Nach neuesten Analysen der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch stammt das Dioxin aus Pflanzenschutzmitteln: In Laborproben fand man Rückstände von Pestiziden, insbesondere Fungiziden, im Futtermittel. Damit wäre widerlegt, dass das Dioxin - wie bisher angenommen - durch eine Vermischung von industriellen Fetten und Futterfetten ins Futtermittel gelangt ist. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz waren bis zu 3000 Tonnen mit dioxinverseuchtem Futterfett in Umlauf gekommen, aus dem bis zu 150.000 Tonnen Futtermittel hergestellt worden sein könnten. Diese Futtermittel wurden in verschiedenen Bundesländern auf landwirtschaftlichen Betrieben an Hühner, Puten und Schweine verfüttert.

Inzwischen ist bekannt, dass bereits am 19. März letzten Jahres in Futtermitteln des betreffenden Herstellers eine Dioxinbelastung nachgewiesen wurde, die die zugelassenen Grenzwerte um das Doppelte überschritten. Allerdings seien damals die Behörden nicht informiert worden, so ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums.

Welche Lebensmittel sind betroffen?

Laut tagesschau.de sind wahrscheinlich 120.000 dioxinbelastete Eier in den Handel gekommen. Betroffen vom Dioxin-Skandal sind aber nicht nur Eier, in denen sich Schadstoffe besonders leicht ablagern. Erhöhte Dioxinwerte werden außerdem in Geflügelfleisch erwartet. Für Hühnerbrustfilet besteht ein etwas geringeres Risiko als bei Hähnchenfleisch mit Haut und Fett, da sich Dioxin vor allem im Fettgewebe ablagert.

Das dioxinverseuchte Futter wurde auch an Schweine verfüttert, nach derzeitigem Kenntnisstand wurde von diesen Tieren allerdings noch keines geschlachtet und weiterverarbeitet. Stichproben bei Schweinen und Puten wiesen keine Dioxinbelastung nach.

Was ist Dioxin und wie gefährlich ist es?

Unter dem Schlagwort Dioxin werden Stoffe zusammengefasst, die bei der Verbrennung von Chlor und organischen Kohlenstoffen – wie etwa der Herstellung von Biodiesel - entstehen. Für den Körper sind Dioxine hochgiftig. Einige Dioxine sollen laut WWF krebserregend wirken, andere laut Bundesumweltamt außerdem das Immun- und Hormonsystem beeinflussen. Trotzdem nehmen wir kontinuierlich Dioxine zu uns, vor allem über Fisch, Eier, Milch und Fleisch. Laut Foodwatch liegt die durchschnittliche Dioxinbelastung der Bevölkerung am oberen Limit dessen, was die Weltgesundheitsorganisation als gerade noch akzeptabel einstuft. Akut gesundheitsgefährdend werden Dioxine allerdings laut Verbraucherzentralen erst in sehr hohen Dosen. Laut der Verbraucherzentrale Hamburg führt ein Konsum von belasteten Eiern höchstwahrscheinlich nicht zu einer Vergiftung, weder kurz- noch langfristig. Zwar lagern sich Dioxine im Fettgewebe des Körpers ab, verursachen jedoch in kleinen Mengen keine Probleme.

Was können wir noch essen?

Insbesondere Kinder sollten derzeit auf Eiergerichte verzichten, da sie die kritische Menge an Dioxin aufgrund ihres geringen Körpergewichts schneller erreichen als Erwachsene. Wollen auch Erwachsene auf Nummer sicher gehen, sollten auch sie zunächst auf Eier und Geflügelfleisch verzichten.

Ansonsten können Verbraucher auf die Stempelnummern auf Eiern achten, um belastete Eier zu vermeiden. Sowohl die Länder Niedersachsen als auch Nordrhein-Westfalen haben bereits Listen mit möglicherweise betroffenen Höfen veröffentlicht. Vor allem Eier mit den Codes 2-DE-0513912, 3-DE-0514411, 2-DE-0350121 und 2-DE-0350372 sollten nicht gegessen werden.

Sind Bio-Eier vom Dioxin-Skandal betroffen?

Laut Verbraucherzentrale Hamburg sind Bio-Eier nach aktuellem Kenntnisstand vom Dioxin-Skandal nicht betroffen. Nach der EU-Öko-Verordnung dürfen Bio-Futtermitteln keine isolierten Fettsäuren zugesetzt werden, demnach sollten Bio-Betriebe kein Futter von den betroffenen Futtermittelwerken bezogen haben. Aktuell tauchen auf den veröffentlichten Listen der betroffenen Höfe noch keine Bio-Betriebe auf. Allerdings waren erst im Mai vergangenen Jahres auch Dioxinbelastete Bio-Eier gefunden und aus dem Verkehr gezogen worden.

Wie ließe sich die Gefahr der Dioxin-Verseuchung von Fleisch und Eiern verringern?

Grundsätzlich sind Futtermittelhersteller bisher nicht verpflichtet, die ihnen zugelieferten Zutaten eines Futtermittels routinemäßig zu kontrollieren. Auch Landwirtschaftsbetriebe müssen keine Kontrollen ihrer Futtermittel durchführen – sie tun das teilweise freiwillig auf eigene Kosten, um die so genannte QS-Zertifizierung zu erhalten, die unter anderem eine standardisierte Qualität landwirtschaftlicher Produkte kennzeichnet.

Es werden Forderungen laut, dass die Futtermittelherstellung schärfer kontrolliert werden müsse, erst dann wären auch die Verbraucher auf der sicheren Seite. An vielen Schnittstellen der Futtermittelherstellung sind keine Kontrollen vorgeschrieben – seien es Kontrollen durch den Gesetzgeber oder verpflichtende dokumentierte Eigenkontrollen der Hersteller. Darüber hinaus werden auch immer wieder Forderungen nach härteren Bestrafungen laut. So fordert Foodwatch, wer Umweltgifte in die Nahrungsmittelkette einführe, sollte dafür haftbar gemacht und bestraft werden. Derzeit ist unklar, ob und inwieweit der betroffene Futtermittelhersteller zur Rechenschaft gezogen werden kann.

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