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Unterwegs in Münster

Eine schmucke Altstadt, viel Grün ringsum und jede Menge Fahrradwege - in Münster lässt sich's leben. Hier wuchs »e&t«-Köchin Anne Lucas auf, trank ihre erste Altbier-Bowle und entdeckte das Glücksmoment von Reibeplätzchen. Eine Gastro-Tour zu ihren Lieblingsplätzen, natürlich auf zwei Rädern.

Feine Kost in der "Butterhandlung Holstein"

Bei Herrn Helmrich (links) kaufte schon Annes Großmutter feine Kost
Bei Herrn Helmrich (links) kaufte schon Annes Großmutter feine Kost
© Matthias Haupt

Als Klaus Friedrich Helmrich 1984 die Butterhandlung übernahm, war Annes Großmutter längst Kundin: Aufschnitt, Käse und Salate - feine Kost kaufte man bei Holstein. Inzwischen lockt eine 18-Meter-Theke mit Rohmilchkäse, hausgemachten Mitnehmseln und Wurstwaren aus artgerechter Tierhaltung. Der Kartoffelsalat schmeckt noch immer so, wie Anne ihn bei Großmutter kennenlernte. Und der junge Mann, der einen Bordeaux Grand Cru von der Frühjahrsversteigerung bei Christie's erwerben will, zieht hier genauso eine Nummer und wartet wie die Mittsechzigerin, die 100 g Möhrensalat möchte. Eine Frage des Stils.

"Roestbar": Ein Tässchen "Adeles schwarze Seele"

Anne trinkt in der Roestbar am liebsten "Frau Meyers Mischung", mit 40% Robusta-Anteil
Anne trinkt in der Roestbar am liebsten "Frau Meyers Mischung", mit 40% Robusta-Anteil
© Matthias Haupt

Wo es Studenten gibt, gibt's Kaffeebars. Münster hat also einige. Die Bar von Mario Joka und Sandra Götting aber erzählt eine Geschichte, eine von Qualität und Fairness. Vor zehn Jahren hatte Joka angefangen, privat Kaffee zu rösten. Sein Mix gefiel, die Sache entwickelte sich - die Roestbar kam. Und er wollte mehr wissen über die Herkunft der Bohnen, die er veredelt. Er begann, Plantagen zu besuchen, Kleinbauern in Äthiopien, Brasilien, Indonesien zu fördern. Heute sitzt er im Vorstand der Deutschen Röstergilde. Noch immer auf der Suche - nach dem magischen Moment, der sich stets einstellt, wenn heißes Wasser auf die frisch gemahlenen Bohnen einer neu entdeckten Sorte trifft.

Burg Hülshoff: Picknick im Park

Picknick mit den Liebsten
Familien-Picknick: Anne mit Bruder Martin, Schwägerin Nicole, Max (4) und Felix (1)
© Matthias Haupt

Anruf am Vortag genügt, und es wird schon mal die Decke zurechtgelegt - fürs Picknick im Park von Burg Hülshoff: Sekt und Wein, Reibeplätzchen mit Lachs, hausgemachte Schnitzel mit Kartoffelsalat, Sandwiches, Obst, Gemüse, Käse. Zwei oder vier Personen zahlen je 22 Euro - oder bringen ihre eigenen Schmankerln mit: Im Park der westfälischen Wasserburg darf auch wild gepicknickt werden. Und bei schlechtem Wetter? Geht's zum Afternoon Tea in Annettes Teehäuschen. "Ein Gedicht!", hätte sich die Droste gedacht.

Brauerei Pinkus Müller

Prost!
Anne und Braumeister Friedhelm Langfeld
© Matthias Haupt

Die Letzten werden die Ersten sein - auf Pinkus trifft das zu. Die Brauerei ist die letzte von einst 150 Altbierbrauereien in Münster; überregional bekannt wurde sie allerdings als Bio-Bier-Pionier. Ob Obergäriges "alter" Brauart, Untergäriges, Weizen, Lager, Malz: Die Rohstoffe stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Was auch weitgehend für die rustikal aufgetischten Speisen gilt, für "Pannekoken" und "Westfälische Pfanne". Ihren heutigen Namen verdankt die Brauerei übrigens einem fidelen Urenkel des Gründers: Der hieß Carl, genannt Pink(ull)us. Biertrinker erahnen den Zusammenhang.

Brust oder Keule: feine Weine, klasse Küche

"Brust oder Keule"-Chef Bernd Ahlert (2.v.r) und sein Team
"Brust oder Keule"-Chef Bernd Ahlert (2.v.r) und sein Team
© Matthias Haupt

Regionale Küche weltoffen zubereiten - auf Teller übersetzt, heißt das bei Küchenchef Frederik Packwitz (Foto rechts): Suppe von jungen Wildkräutern mit Kaninchenrücken. Oder: Filet vom Simmentaler Weiderind mit Selleriepüree, Gartenerbsen und Lavendelkirschen. Bernd Ahlert bringt die Stadt mit seinem Brust oder Keule auf den Geschmack: Savoir-vivre in Westfalen? Ja klar! Münster ist aufgeschlossen. Und katholisch genug, einen guten Tropfen (die Karte listet einige, auch offene) zu goutieren.

Hoffschulte: Kaffee unter Platanen

Anne bei hausgebackener Johannisbeertorte
Anne bei hausgebackener Johannisbeertorte
© Matthias Haupt

Dass Goethe mit dem Fahrrad kam, ist unwahrscheinlich. Er war im Winter da, der Arme, und musste sich wohl mit einem Platz am Kamin bescheiden. Wäre er mal im Sommer gekommen: Er hätte im Platanengarten bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen unterm Blätterdach rasten können. Hätte vielleicht noch ein Bier getrunken. Und wäre womöglich von hier gleich noch einmal nach Italien aufgebrochen - und zwar mit dem Fahrrad.

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