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Zero Waste Küche: Ist das Müll oder kann man das essen?

Schrumpelige Möhren, getrocknete Brotscheiben und fleckige Bananen fristen bei jedem von uns ab und an ihr Dasein. Statt Wegwerfen ist Verwertung das Stichwort, denn aus diesen Lebensmitteln lassen sich noch köstliche Gerichte zaubern.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Zero Waste?

Aus dem Englischen übersetzt bedeutet Zero Waste so viel wie "Null Verschwendung", "Null Abfall". Im Allgemeinen geht es darum, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Im Großen und Ganzen also weg von einer Wirtschaft, in der Dinge nur für einen bestimmten Zweck produziert werden, hin zu einer, in der die Produkte an mindestens einer Stelle im System einen weiteren Zweck erfüllen und so auf Dauer keine Abfallprodukte mehr entstehen. Es sollen also möglichst wenig Ressourcen verwendet bzw. verschwendet werden.

Näher betrachtet zieht sich Zero Waste durch alle Bereiche des Lebens: Ob in der Küche, im Bad oder beim Einkauf von Klamotten – überall lässt sich Müll vermeiden. Vorgemacht hat das die in Amerika lebende Französin Beá Johnson, die mit ihrem Blog und ihren Büchern den Begriff "Zero Waste" populär gemacht hat und ihn mit ihrer Familie vorlebt.

Wie geht Zero Waste in der Küche?

Eine durch das Thünen-Institut durchgeführte Studie "Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015" hat herausgefunden, dass pro Jahr und pro Person durchschnittlich 75 kg Lebensmittel in den Haushalten weggeschmissen werden – knapp 33 kg hätten laut Studie theoretisch vermieden werden können. Denn häufig werden Essensreste einfach weggeschmissen oder Lebensmittel frühzeitig schlecht und somit ungenießbar. Oft ist uns auch nicht bewusst, dass wir viel mehr von einem Obst oder Gemüse verwenden können, als wir es gewohnt sind. Es wird also höchste Zeit, dass wir unser Verhalten in der Küche und unsere Essgewohnheiten etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Möhren mit Möhrengrün und Zwiebeln in Holzkorb
Gemüse kann vielseitig verwendet werden: Aus Möhrengrün wird leckeres Pesto, aus Zwiebelschalen feine Brühe
© Markus Spiske / Unsplash

Das "Nose to tail" des Obstes und Gemüses

Haben Sie zum Bespiel gewusst, dass man aus Radieschen- und Möhrengrünein leckeres Pesto machen kann? Oder dass der Strunk des Broccoli eine leckere Suppeneinlage ist? Die jungen Blätter von Radieschen schmecken auch wunderbar in Salat oder Smoothies. Frische Kräuter lassen sich prima portionsweise einfrieren und können so nahezu frisch wieder zum Kochen verwendet werden.

Und so geht es weiter: Aus Kartoffelschalen und Kohlrabiblättern werden knusprige Chips. Aus Zitrusschalen können Sie den Abrieb trocknen lassen und beim nächsten Backen oder verfeinern von Getränken verwenden.

Wenn Gemüseabfälle wie Zwiebelschalen, Knoblauchenden, Möhren- oder Kartoffelschalen anfallen, können Sie daraus eine einfache Gemüsebrühe kochen. Dazu am besten in einem Behälter die Reste sammeln und ggf. einfrieren, bis Sie genügend gesammelt haben. Das Ganze dann mit Wasser und Gewürzen aufgekochen und ca. 45 Minuten garen. Einmal durch das Sieb gießen und in Portions- oder Eiswürfelgröße einfrieren – fertig ist der perfekte Brühvorrat.

Wichtig bei alldem ist, dass die Produkte Bio-Qualität haben und somit frei von möglichen Pestiziden und Schadstoffen sind.

Video: Leaf to root mit Küchenchef Achim Ellmer

Zero-Waste-Rezepte

Aus alt mach neu

Es passiert den Besten von uns: Die Bananen werden braun, der Apfel hat eine Druckstelle, das Brot ist hart und Salat und Tomaten haben ihre knackigste Zeit hinter sich. Aber auch, wenn die Lebensmittel auf den ersten Blick nicht mehr der Norm entsprechen, ist es noch lange kein Grund, diese wegzuschmeißen.

Bananenbrot wird erst richtig aromatisch, wenn die Bananen braun sind, genauso auch Bananenquark oder Milchshakes. Aus alten Äpfeln können Sie Apfelmus, aus Beeren, Orangen und Co. können Sie Konfitüre oder Chutney machen. Schrumpelige Radischen werden übrigens wieder schön knackig, wenn Sie sie für ein paar Stunden in Wasser legen. Aus alten Tomaten lässt sich eine Tomatensauce zubereiten, trockenes Brot wird im Handumdrehen zu Semmelbröseln. Allgemein gilt natürlich: Wenn Sie merken, dass ein Lebensmittel nicht mehr ganz frisch ist, möglichst schnell verbrauchen.

Inspiration und leckere Rezeptideen für übrig gebliebene Lebensmittelreste finden Sie hier:

Gefüllte Gläser und Gemüse Aufbewahrung Zero Waste
Tolle Möglichkeit, alte Gläser wiederzuverwenden: Mehl, Nudeln, Nüsse und Co. finden so einen neuen Platz in der Küche
© Jasmin Sessler / Unsplash

Tipps zu Zero Waste im Küchenalltag

  • Zu viel gekocht? Frieren Sie Ihre Reste ein oder nehmen Sie sie am nächsten Tag mit ins Büro.
  • Behalten Sie Ihren Vorrat im Blick.
  • Bewusst einkaufen: Kaufen Sie auch wirklich nur das, was Sie brauchen und planen Sie Ihre Woche kulinarisch vor. Ein Wochen- oder Monatsplan mit Einkaufsliste hilft Ihnen dabei, den Überblick zu behalten.
  • Viele dickschalige Gemüse-oder Obstsorten wie Bananen oder Orangen kommen bereits mit „Verpackung“ – verzichten Sie auf Plastiktüten. Nutzen Sie ansonsten wiederverwendbare Obst- und Gemüsenetze.
  • Nehmen Sie Vorratsdosen oder ähnliche Aufbewahrungsbehälter zur Fleisch- und Käsetheke mit.
  • Greifen Sie auch zu Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern. Krumme Lebensmittel finden vor allem in Unverpackt-Läden und auf dem Wochenmarkt neue Besitzer.
  • Kaufen Sie Obst- und Gemüse saisonal und regional.
  • Lagern Sie die Lebensmittel richtig. So können Sie vermeiden, dass sie zu früh schlecht und weggeschmissen werden müssen. Beachten Sie Kältezonen im Kühlschrank: Fleisch & Fisch in kälteste Zone, Eier, Butter weiter oben. Kartoffeln mögen es kühl und dunkel in der Speisekammer.
  • Benutzen Sie einen Jutebeutel statt einer Plastiktüte.
  • (Selbst gemachte) Bienenwachstücher können Frischhaltefolie ersetzen, eine Silikonbackmatte das Backpapier.
  • Trinkhalme aus Glas, Bambus oder Edelstahl ersetzen Plastikhalme.
  • Lebensmittelreste, Frühstücksflocken, Reis, Nudeln und Co. bleiben in Weck- und alten Marmeladengläsern oder Vorratsdosen frisch.
  • Schätzen Sie das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) richtig ein: Viele Lebensmittel sind auch weit nach dem MHD noch gut. Schmeißen Sie sie also nicht direkt weg, sondern prüfen Sie, ob das Lebensmittel noch gut aussieht, riecht und schmeckt. Aber Achtung: Nicht zu verwechseln mit Verbrauchsdatum wie bei bspw. Hackfleisch – unsichtbare, geruchslose Keime können hier vorhanden sein.

Kochbuch: Zero Waste Küche von Sophia Hoffmann

18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel gehen jährlich in Deutschland verloren. Doch das muss mit ein wenig Bewusstsein nicht sein. Wertschätzung, Regionalität, Saisonalität und Müllvermeidung sind die Schlüsselwörter, um Lebensmittel statt in die Tonne, auf den Teller zu bringen.

Wrap it up: Essensreste in Wrap-Form
Wrap it up: Essensreste in Wrap-Form
© Annabell Sievert für den ZS Verlag

So gelingt die Zero Waste Küche

Das Buch Zero Waste Küche ist in drei Kapitel unterteilt: Im ersten Kapitel geht es um Grundlagen, wie das Mindesthaltbarkeitsdatum, Einkaufstipps und den Saisonkalender. Sophia Hoffmann gibt zahlreiche Tipps, wie die Aufbewahrung von Lebensmitteln oder die richtige Mülltrennung funktioniert.

Im zweiten Kapitel stehen 40 Lebensmittel hinsichtlich Lagerung, Verwertung, Saison und weiteren Tipps im Fokus. Bei Äpfeln sollte man beispielsweise beim Einkauf auf Bioware achten, da diese ohne Pestizide auskommen. Saison ist von August bis Oktober. Außerhalb dieser Zeit gibt es Importware. Optimalerweise sollte die Lagerung im Keller, in der Garage oder auf dem Balkon im Schatten erfolgen. Auch angeschlagene Äpfel können noch weiterverarbeitet werden, z.B. zu Apfelmus, Apfelkuchen oder Smoothies. Frische Äpfel schmecken gut in Salat oder pur auf die Hand.

Brotlinge mit knusprigen Ofenkartoffeln
Brotlinge mit knusprigen Ofenkartoffeln
© Annabelle Sievert für den ZS Verlag

Karotten wiederum haben von Mai bis November Saison. Neben den Wurzeln schmeckt auch das Karottengrün, das sich dünsten oder im Smoothie pürieren lässt. Carotin ist für die orangene Farbe der Möhren verantwortlich. Dieses wird am besten in Kombination mit Fett oder aber durch starke Zerkleinerung vom Körper aufgenommen. Im Keller oder der Speisekammer halten Möhren lange frisch und sie lassen sich blanchiert auch einfrieren. Die Wurzel lässt sich als Salat, Ofengemüse, in Säften, oder Suppen verwenden. 38 weitere Lebensmittel sind auf diese Weise beschrieben, sodass die LeserInnen viele Ideen bekommen, was sich aus den verschiedenen Lebensmittel alles machen lässt und wie ein wertschätzender Umgang möglich ist.

Im dritten Kapitel gibt es Zero Waste Rezepte. Von Apfelcrumble aus verschrumpelten Äpfeln über Eintopf aus Gemüseresten hinzu gefülltem Gemüse mit Resten wie Reis oder Couscous vom Vortag, sind viele köstliche Rezepte mit dabei.

Zero Waste Küche: Ist das Müll oder kann man das essen?
© ZS Verlag

Das Buch Zero Waste Kücheist ein Muss für jeden, der sich gegen Lebensmittelverschwendung und für Nachhaltigkeit einsetzten möchte. Viele Ideen aus dem Buch kennen sicherlich noch unsere Großeltern, sodass altes Wissen in diesem Buch neu zugänglich gemacht wird.

Das Buch Zero Waste Küche von Sophia Hoffmann ist im ZS Verlag erschienen und für ca. 25 Euro hier erhältlich.

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