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Teetied in Ostfriesland

Teetrinken ist in Ostfriesland mehr als Durstlöschen. Die Teezeremonie ist fester Bestandteil des täglichen Lebens, folgt klaren Regeln und bedeutet vor allem eine genussvolle Unterbrechung des Alltags. Ganz nach dem Prinzip: "Tee as Ölje, Kluntje as`n Sliepsteen un Rohm as`n Wulkje" (Der Tee muss wie Öl, der Kandis wie ein Schleifstein und die Sahne wie ein Wölkchen sein).
Ostfriesische Teezeremonie
Ostfriesische Teezeremonie
© Rieke Leemhuis

Wer schon mal in Osfriesland war, dem ist es aufgefallen: Die Ostfriesen trinken unglaublich viel Tee. Laut Statistiken trinken sie sogar 10 mal mehr Tee als Deutsche in anderen Regionen und sollen mit ihrem durchschnittlichen Verbrauch (circa 300 Liter Tee im Jahr pro Kopf) auf Platz 1 der Weltrangliste liegen.

Teetrinken hat in Osfriesland eine lange Tradition. Schon früh kamen die Ostfriesen durch Lieferungen britischer und niederländischer Schiffe auf den Teegeschmack. Zunächst war der Tee den gehobenen Schichten vorbehalten, setzte sich aber im späten 18. Jahrhundert in der gesamten Bevölkerung durch. Die Gründe dafür, dass der schwarze Tee zum „Nationalgetränk“ avancierte, lagen unter anderem an der Wasserqualität und regionalen Gegebenheiten. Und der Tee passte in das tägliche Leben, er bot den Ostfriesen eine willkommen Auszeit, eine Unterbrechung des (Arbeits-)alltags. So scheiterten auch Versuche, den Ostfriesen ihren Tee zu verbieten.

Ostfriesentee: Eine ganz spezielle Mischung

Der sogenannte Ostfriesentee, den Ostfriesen namens Okka, Hajo, Enne oder Swantje in großen Mengen in ihre Tassen gießen, ist eine spezielle Schwarzteemischung, die in Ostfriesland unter bestimmten Regeln zusammengestellt wird. Die Teemischung besteht aus verschiedenen Schwarzteesorten, vor allem aus Assam Tee. Es kommen Ceylon-, Java- und Darjeelingsorten hinzu. Insgesamt werden zwischen 10 und 20 unterschiedliche Teesorten von speziellen Teemischern mit guten Nasen und ausgebildetem Geschmack ausgesucht und gemischt. Der Ostfriesentee zeichnet sich durch eine kupferrotbraune Farbe und einen kräftigen, herb-aromatischen Geschmack aus.

Die Teezeit: Auszeit und Struktur im Alltag

Bis heute spielt die Teezeremonie in den meisten ostfriesischen Familien ein große Rolle. Der Tee, bzw. die „Teezeit“ (Teetied), strukturiert den Tag, wird Gästen angeboten und bietet Raum für Gespräche. Es gibt verschiedene feste Teezeiten, um Tee zu trinken. Die Hauptteezeit ist für viele Ostfriesen der Nachmittagstee um circa 15 Uhr. Zur ostfriesischen Teekultur gehört aber auch der Tee am frühen Morgen und die Teepause am Vormittag (Elführtje) gegen 11 Uhr. In den meisten Familien gibt es auch einen abendlichen Tee zwischen 20 und 21 Uhr. Gemäß dem Spruch „Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit“ wird für Gäste auch außerhalb der festen Teezeiten immer eine Kanne Tee aufgesetzt.

Für Kenner: Regeln des Genusses

Für Ostfriesenteekenner steht fest: Der Ostfriesentee wird nicht gerührt, sondern in seinen drei Schichten Sahne, Tee und Kluntje genossen. Der Teelöffel ist lediglich dazu da,um zu signalisieren, dass der Teedurst gestillt wurde. Indem der Löffel wortlos in die Tasse hineingelegt wird, weist man den Gastgeber darauf hin, dass keine weitere Tasse mehr gewünscht wird. Gemäß dem Sprichwort "Dree is Oostfresen Recht" (Drei Tassen sind Ostfriesenrecht) sollten aber mindestens drei Tassen getrunken werden. Und das fällt nicht schwer, denn die Tassen sind klein, die typische Atmosphäre sehr gemütlich und ein echter, gut zubereiteter Ostfriesentee ein besonderes Geschmackserlebnis.

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