Vorneweg eine Begriffsklärung zum Weißbier: Entgegen vielen verwirrten Halbwissens bezeichnen "Weizen", "Weizenbier" und "Weißbier" das gleiche Getränk. "Helles" oder "Helles Bier" dagegen hat mit Weißbier in etwa soviel gemein wie Ziegen- mit Schafskäse.
Weißbier ist Hefebier
Weißbier ist ein obergäriges Hefebier. Das heißt: Im Gegensatz beispielsweise zum untergärigen Pils, bei dem sich die Hefe unten absetzt, schwimmt die Hefe beim Weißbier nach dem Brauvorgang oben und kann abgeschöpft werden. Zum Brauen eines Weißbiers wird Weizen- und Gerstenmalz zu etwa gleichen Teilen verwendet. Wird dieses Malz vor dem Brauen geröstet, erhält man Dunkels Weißbier. Im Unterschied zu anderen Biersorten wird für Weißbier wesentlich weniger Hopfen verwendet, so dass es deutlich weniger bitter und bisweilen beinahe süßlich und fruchtig schmeckt.
Auf das Brauen folgt die Nachgärung. Weißbier reift meistens in Flaschen, bisweilen auch in Tanks nach und erhält danach eine mittlere bis starke Hefetrübung. Reift das Weißbier in Spezialtanks nach und wird anschließend gefiltert, erhält man das klare Kristallweizen.
Weißbier für Könner...
Soweit zur Theorie. In der Trinkpraxis ist Weißbier ein sehr kohlensäurehaltiges, frisches Bier, das nach Hefe und Malz schmeckt und oft fruchtige Aromen hat. Um Weißbier in seiner vollen Herrlichkeit genießen zu können, muss man einiges beachten: Am besten schmeckt Weißbier - natürlich gut gekühlt - aus dem typischen Weißbier-Glas, dem Stutzn. Normalerweise fasst es einen halben Liter Weißbier, mittlerweile gibt es die hohen, leicht geschwungenen Gläser aber auch in "Damen-Größe" für 0,33 l.
Wichtig beim Weißbier: Das Glas muss beim Einschenken schräg gehalten werden. Am besten spülen Sie das Weißbier-Glas vorher mit eiskaltem Wasser aus, auch so halten Sie den Schaum im Zaum. Ein bisschen Schaum für die majestätische Krone aber ist ja durchaus erwünscht, so dass Sie beim Hefeweißbier niemals eine Zitronenscheibe ins Glas geben sollten – anders als beim Kristallweizen macht diese nämlich den schönen Hefeweizen-Schaum ganz schnell kaputt. Weißbier ist übrigens ein Bier für Individualisten: Wer nicht gleich das ganze Weißbier auf einmal ins Glas gibt, sondern einen Schluck in der Flasche lässt, kann mit einen Teil oder dem kompletten Rest der in der Flasche verbliebenen Hefe sein Bier im Glas individuell nachwürzen.
...und Kenner
Weißbier ist ein echtes Sommerbier. Für Kenner und Liebhaber geht nach einem heißen Sommertag nichts über ein kühles Weißbier im Schatten der Kastanienbäume im Biergarten. Seit ein paar Jahren besonders beliebt ist das alkoholfreie Weißbier, vor allem Sportler schätzen es im Sommer als isotonischen Durstlöscher. Weit verbreitet ist außerdem das "Leichte Weizen" mit etwa 2,8 % Alkohol.
Weizen oder Weißbier wird aber nicht nur pur getrunken. Vor allem im Sommer sind Mixgetränke mit Weißbier besonders beliebt: Colaweizen, Bananenweizen, Kirschweizen oder Russen (mit Zitronenlimo). Ganz Hartgesottene versuchen sich in Bayern an einer "Goaß-Maß": Weißbier mit Cola und Kirschlikör. So abenteuerlich sich auch anhört, es schmeckt. Der hefige, oft leicht süßliche Eigengeschmack von Weißbier wird von Cola und Kirsche wunderbar unterstrichen.
Und Berliner Weiße?
Auch die Berliner tragen zur oben erwähnten Begriffsverwirrung das Weißbier betreffend bei. Die beliebte "Berliner Weisse" ist aber auch tatsächlich etwas ganz anderes als das Bayrische Weißbier - das zeigt sich schon an den kugelförmigen Gläsern. Tatsächlich ist die Berliner Weiße kein Vollbier, sondern ein Schankbier: Sie enthält nur etwa 2,6 % Alkohol. Zum Brauen werden zwar wie beim Weißbier Gersten- und Hefemalz verwendet, allerdings wird der Berliner Weiße während der Flaschengärung ein zweites Mal Hefe zugesetzt, die das Bier leicht milchsauer macht. Getrunken wird die Berliner Weiße dann am liebsten mit Fruchsirup: Zur Berliner Weiße rot kommt Himbeer-, zu grün Waldmeistersirup. Da treffen sich die Berliner doch beinahe geschmacklich wieder mit den Bayern.